Stress und Belastung an Gymnasien zu hoch
27.02.2024 16:19
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Stress und Belastung an Gymnasien zu hoch / Viele Schüler und Lehrer sind erschöpft - sie brauchen Unterstützung/ / BLLV-Präsident Klaus Wenzel warnt vor den gesundheitlichen Folgen
(München) - Stress und Belastung an den rund 400 Gymnasien in Bayern sind unverändert hoch. So berichten nach einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität 80 Prozent befragter Gymnasiasten aus München von Kopfschmerzen, viele zudem von Schmerzen im Rücken und im Bauch. Aus Sicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) sind dies auch Folgen des extremen Leistungsdrucks gekoppelt mit immer weniger Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. "Viele Gymnasiasten kennen keine Ruhepausen mehr", beklagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. "Sie stehen unter Dauerstress." Gleichzeitig sei zu beobachten, dass exzessiver Alkoholmissbrauch unter Gymnasiasten zunehme. "Das Leben von Kindern und Jugendlichen ist beschwerlich geworden. Der Leistungsdruck, dem die Schulen unterworfen sind, führt viele an die Grenze ihrer persönlichen Belastbarkeit", kritisierte er. Immer öfter kämen Medikamente zum Einsatz. "Sie beruhigen, verhelfen zu mehr Konzentration oder halten wach. Diese Entwicklung hat mit einem gesunden Lern- und Leistungsverständnis nichts mehr zu tun. Sie ist gefährlich und kontraproduktiv. Bei vielen jungen Menschen sind Folgeerkrankungen programmiert." Wenzel forderte das Kultusministerium auf, wissenschaftliche Befunde ernst zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren. Auch die Lehrkräfte müssten entlastet werden. Sie leiden seit Jahren unter den extremen Bedingungen.
Noch immer sind die gymnasialen Lehrpläne überfrachtet, noch immer ist die Prüfungsdichte extrem hoch und noch immer dreht sich alles um Noten, weil der Lern- und Leistungsbegriff einseitig auf Ziffernoten und Punkte ausgerichtet ist. "Schüler werden dauernd getestet, Lehrer müssen korrigieren, bewerten und den Stoff durchpauken", sagte Wenzel. "Sie alle hetzen von einer Extemporale und Schulaufgabe zur nächsten, versuchen, die Stofffülle irgendwie zu schaffen und finden kaum noch Zeit zur Reflexion."
Hinzu komme für Lehrer und Schulleitungen die ständige Verwaltung des Mangels: "An allen Ecken und Enden fehlt das Personal. Vertretungen und Überstunden sind an der Tagesordnung und sollen, so will es das Kultusministerium, noch weiter erhöht werden. "Dass nun auch noch Referendare Vertretungsstunden halten sollen, ist nicht nur widersinnig, angesichts der hohen Zahl arbeitsloser Junglehrer ist dies geradezu zynisch", sagte Wenzel. Das kürzlich an alle Gymnasien adressierte Schreiben des Kultusministeriums zum Unterrichtsausfall sei von Ton und Inhalt her eine Frechheit: Unverholen werde darin angeordnet, dass eine Reduzierung des Unterrichtsausfalls auf 2 Prozent unter allen Umständen erreicht werden müsse - "dass die Lehrerinnen und Lehrer schon seit Monaten einer extremen Überlastung und Mehrarbeit ausgesetzt sind, wird völlig ignoriert.
Eiskalt wird ihnen stattdessen noch mehr aufgebürdet - bis hin zu Exkursionen, die am Wochenende stattfinden sollen." Dass an den Gymnasien erschöpfte Lehrkräfte auf ebenso erschöpfte Schüler treffen, sei ein Skandal. Mehrmals wöchentlich müsse Unterricht ausfallen, den Schülern fehle inzwischen die notwendige Kontinuität, weil für langfristige Vertretungen kein Personal zur Verfügung stehe. "Mit Freude am Lernen oder produktivem Kompetenzerwerb hat das alles nichts mehr zu tun", stellte der BLLV-Präsident fest.
Problematisch sei auch, dass sich viele Gymnasiasten und Lehrer den ganzen Tag über in ihrer Schule aufhielten: "Entweder weil in der Oberstufe die Stundenpläne so zerrissen sind, dass lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Stunden überbrückt werden müssen oder weil bis zum späten Nachmittag Unterricht stattfindet." Fest stehe: "Das achtjährige Gymnasium ist längst ein Ganztagsbetrieb - allerdings ohne die entsprechende Ausstattung." Es fehle vielerorts an geeigneten Räumen, an Freizeitangeboten oder Angeboten für betreutes Lernen. "Die viel beschworene individuelle Förderung findet nicht statt, weil es auch dafür das erforderliche Personal nicht gibt."
"Das Kultusministerium kündigt zwar ständig den Ausbau von Ganztagsschulen an Gymnasien an - faktisch findet er aber nicht statt", kritisierte der BLLV-Präsident. Vielmehr hätten ganztägige Angebote an bayerischen Gymnasien immer noch Seltenheitswert. Rhythmisierte Ganztagsschulen gibt es so gut wie keine, obwohl sie gerade für das achtjährige Gymnasium pädagogisch am sinnvollsten wären, weil sich hier Unterrichts- und Freizeitphasen über den Tag verteilt abwechseln. "Diese Schulen kosten freilich Geld und sie erfordern Personal. Sie wären aber eine Investition, die sich im Gegensatz zur Bayerischen Landesbank lohnen würde."
Schüler und Lehrer bräuchten Unterstützung. "Bleibt sie aus, gefährdet die andauernde Belastung ihre Gesundheit." Mit Beschwichtigungen seien die massiven Probleme jedenfalls nicht mehr zu lösen.
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Stress und Belastung an Gymnasien zu hoch / Viele Schüler und Lehrer sind erschöpft - sie brauchen Unterstützung/ / BLLV-Präsident Klaus Wenzel warnt vor den gesundheitlichen Folgen
(München) - Stress und Belastung an den rund 400 Gymnasien in Bayern sind unverändert hoch. So berichten nach einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität 80 Prozent befragter Gymnasiasten aus München von Kopfschmerzen, viele zudem von Schmerzen im Rücken und im Bauch. Aus Sicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) sind dies auch Folgen des extremen Leistungsdrucks gekoppelt mit immer weniger Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. "Viele Gymnasiasten kennen keine Ruhepausen mehr", beklagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. "Sie stehen unter Dauerstress." Gleichzeitig sei zu beobachten, dass exzessiver Alkoholmissbrauch unter Gymnasiasten zunehme. "Das Leben von Kindern und Jugendlichen ist beschwerlich geworden. Der Leistungsdruck, dem die Schulen unterworfen sind, führt viele an die Grenze ihrer persönlichen Belastbarkeit", kritisierte er. Immer öfter kämen Medikamente zum Einsatz. "Sie beruhigen, verhelfen zu mehr Konzentration oder halten wach. Diese Entwicklung hat mit einem gesunden Lern- und Leistungsverständnis nichts mehr zu tun. Sie ist gefährlich und kontraproduktiv. Bei vielen jungen Menschen sind Folgeerkrankungen programmiert." Wenzel forderte das Kultusministerium auf, wissenschaftliche Befunde ernst zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren. Auch die Lehrkräfte müssten entlastet werden. Sie leiden seit Jahren unter den extremen Bedingungen.
Noch immer sind die gymnasialen Lehrpläne überfrachtet, noch immer ist die Prüfungsdichte extrem hoch und noch immer dreht sich alles um Noten, weil der Lern- und Leistungsbegriff einseitig auf Ziffernoten und Punkte ausgerichtet ist. "Schüler werden dauernd getestet, Lehrer müssen korrigieren, bewerten und den Stoff durchpauken", sagte Wenzel. "Sie alle hetzen von einer Extemporale und Schulaufgabe zur nächsten, versuchen, die Stofffülle irgendwie zu schaffen und finden kaum noch Zeit zur Reflexion."
Hinzu komme für Lehrer und Schulleitungen die ständige Verwaltung des Mangels: "An allen Ecken und Enden fehlt das Personal. Vertretungen und Überstunden sind an der Tagesordnung und sollen, so will es das Kultusministerium, noch weiter erhöht werden. "Dass nun auch noch Referendare Vertretungsstunden halten sollen, ist nicht nur widersinnig, angesichts der hohen Zahl arbeitsloser Junglehrer ist dies geradezu zynisch", sagte Wenzel. Das kürzlich an alle Gymnasien adressierte Schreiben des Kultusministeriums zum Unterrichtsausfall sei von Ton und Inhalt her eine Frechheit: Unverholen werde darin angeordnet, dass eine Reduzierung des Unterrichtsausfalls auf 2 Prozent unter allen Umständen erreicht werden müsse - "dass die Lehrerinnen und Lehrer schon seit Monaten einer extremen Überlastung und Mehrarbeit ausgesetzt sind, wird völlig ignoriert.
Eiskalt wird ihnen stattdessen noch mehr aufgebürdet - bis hin zu Exkursionen, die am Wochenende stattfinden sollen." Dass an den Gymnasien erschöpfte Lehrkräfte auf ebenso erschöpfte Schüler treffen, sei ein Skandal. Mehrmals wöchentlich müsse Unterricht ausfallen, den Schülern fehle inzwischen die notwendige Kontinuität, weil für langfristige Vertretungen kein Personal zur Verfügung stehe. "Mit Freude am Lernen oder produktivem Kompetenzerwerb hat das alles nichts mehr zu tun", stellte der BLLV-Präsident fest.
Problematisch sei auch, dass sich viele Gymnasiasten und Lehrer den ganzen Tag über in ihrer Schule aufhielten: "Entweder weil in der Oberstufe die Stundenpläne so zerrissen sind, dass lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Stunden überbrückt werden müssen oder weil bis zum späten Nachmittag Unterricht stattfindet." Fest stehe: "Das achtjährige Gymnasium ist längst ein Ganztagsbetrieb - allerdings ohne die entsprechende Ausstattung." Es fehle vielerorts an geeigneten Räumen, an Freizeitangeboten oder Angeboten für betreutes Lernen. "Die viel beschworene individuelle Förderung findet nicht statt, weil es auch dafür das erforderliche Personal nicht gibt."
"Das Kultusministerium kündigt zwar ständig den Ausbau von Ganztagsschulen an Gymnasien an - faktisch findet er aber nicht statt", kritisierte der BLLV-Präsident. Vielmehr hätten ganztägige Angebote an bayerischen Gymnasien immer noch Seltenheitswert. Rhythmisierte Ganztagsschulen gibt es so gut wie keine, obwohl sie gerade für das achtjährige Gymnasium pädagogisch am sinnvollsten wären, weil sich hier Unterrichts- und Freizeitphasen über den Tag verteilt abwechseln. "Diese Schulen kosten freilich Geld und sie erfordern Personal. Sie wären aber eine Investition, die sich im Gegensatz zur Bayerischen Landesbank lohnen würde."
Schüler und Lehrer bräuchten Unterstützung. "Bleibt sie aus, gefährdet die andauernde Belastung ihre Gesundheit." Mit Beschwichtigungen seien die massiven Probleme jedenfalls nicht mehr zu lösen.
Diskussion begonnen von BDK_Jugend , am Vor 157 Tagen
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