Narrenmal und Narrenstein
In einigen Darstellungen von Narren, aber auch bei Fastnachtsmasken, findet sich auf der Stirn des Narren ein eiterndes Geschwür, das Narrenmal. Am nächsten liegt die Erklärung, dass die Menschen des 15. Jahrhunderts – seitdem ist das Stirnmal der Narren in Darstellungen bekannt – davon ausgingen, dass die Narrheit eine im Kopf wuchernde Krankheit sei und diese in schweren Fällen mit bösartigen Hautveränderungen zu Tage trete.
In diesem Zusammenhang sind die vielen Gemälde und Darstellungen des 15. und 16. Jahrhunderts über das Steine- oder Narrenschneiden zu sehen. Hier soll die Narrheit aus dem Kopf des Erkrankten heraus operiert werden, meist mit kurpfuscherischen Methoden. Stellenweise trugen Narren aber gerade deswegen auch einen Stein als Attribut mit sich und behaupteten, er wäre ihnen herausoperiert worden.
Abseits dieses Erklärungmodells ist auch beim Stirnmal eine biblische Erklärung möglich: Innerhalb der bildenden Kunst um 1500 war durch das eschatologischen Denken die Apokalypse des Johannes in aller Munde. Diese Bibelstelle spricht in Offenbarung 13,16-17 und 16,2 davon, dass all jene, die dem Antichrist verfallen sind, ein Malzeichen auf der Stirn tragen würden. Denen gegenüber stehen die Auserwählten, die vom Strafgericht verschont bleiben und deshalb auf der Stirn das signum dei, das Zeichen Gottes tragen (Off. 7,3).
So zeigt sich auch hier die Antithetik zwischen dem frommen Menschen als Mensch Gottes und dem Narren als Anhänger des Teufels, dem Gotteszeichen steht das Narrenmal als negativ stigmatisierendes Zeichen gegenüber. Mit dem Stirnmal der Narrheit zeigt sich bis heute der Zusammenhang zum Fastnachts- bzw. Fastenbrauch. Sebastian Brant erwähnte in seiner zweiten Auflage des Narrenschiffs den Fastnachtsnarren, der an Aschermittwoch das Aschekreuz nicht empfangen möchte. Genau dieses Zeichen, das Zeichen Gottes, empfangen die gläubigen Christen, während der Narr mit dem Stirnmal des Teufels bezeichnet wird.
Quelle: wikipedia.org