Willi Ostermann | Karnevalisten.info

Willi Ostermann

Wilhelm „Willi“ Ostermann (* 1. Oktober 1876 in Mülheim am Rhein (heute Köln); † 6. August 1936 in Köln) wurde vor allem in seiner Heimatstadt sehr berühmt als Verfasser von Heimat- und Karnevalsliedern hauptsächlich in Kölscher Mundart, die er auch selbst als Krätzchensänger vorgetragen hat.

Karriere

1895 wurde Ostermann Mitglied in einer Laientheatergruppe. Er hatte bereits Erfahrungen mit einem Puppentheater gesammelt und trug bei Familienfeiern und in Gasthäusern in Deutz eigene Gedichte und Lieder vor. Dadurch hatte er auch einen Nebenverdienst; er bemühte sich jedoch seit Abschluss seiner Lehre um feste Engagements in Varietés oder Theatern.

Erste Bekanntheit erlangte Ostermann 1899 durch sein Lied Et Düxer Schötzefeß (Das Deutzer Schützenfest), das er erstmals während eines Auftritts beim Deutzer Schützenverein vortrug:

Jo nom Düxer Schötzefeß, do loß mer gonn,
wenn de Lappe vun de Stivvele fleute gonn,
jo om Düxer Schötzefeß, do eß et schön,
do mäht Freud un Spaß sich selvs die älteste Möhn!

1903 heiratete Ostermann Katharina Maria Striebeck; diese Ehe wurde jedoch wieder geschieden. In den Jahren darauf entdeckte ihn der Vorsitzende einer Kölner Karnevalsgesellschaft und regte ihn an, einen Karnevalsschlager für die Session 1906/1907 zu schreiben. Das Ergebnis war das Lied Däm Schmitz sing Frau eß durchgebrannt (Die Frau vom Schmitz ist durchgebrannt), zu dem Ostermann Text und Melodie schuf und das der Rosenmontagserfolg 1907 werden sollte.

Im Jahr 1908 gewann Ostermann den Preis für das beste Lied in Kölner Mundart mit Wä hätt dat vun d’r Tant gedaach! (Wer hätte das von der Tante gedacht), zu dem der Schlagerkomponist und Kapellmeister Emil Palm die Musik beigesteuert hatte.

1911 heiratete Ostermann dessen Schwester, die Revuetänzerin Käte Palm[1]. In den Folgejahren setzte er den begonnenen Erfolg fort. Er schrieb und komponierte Lieder und Karnevalsschlager, verlegte sie selbst und konnte damit seinen Lebensunterhalt bestreiten. Die meisten Lieder trug er selbst vor; einige entstanden jedoch auch für andere Vortragskünstler. Inzwischen wurde er von einer Agentur für Auftritte in ganz Deutschland gebucht. Er beschränkte sich nicht auf rein kölsche Lieder, sondern schrieb auch hochdeutsche Schlager, insbesondere Walzer- und Marschlieder mit den gängigen Themen „Rhein“, „Wein“, „Weib“ und „Gesang“. Mehrere Schallplatten wurden außergewöhnliche Verkaufserfolge; außerdem schrieb er Lieder für Revuefilme.

Gegen Ende der 1920er Jahre wurde die wirtschaftliche Lage in Deutschland schlechter. Ostermann hatte weniger und schlechter bezahlte Auftritte. Er verlegte auch Noten und Liedtexte anderer Komponisten und Autoren und schrieb Werbetexte. Außerdem gab er seit Ende 1930 das humoristische Wochenblatt Tünnes und Schäl heraus, das jedoch im Folgejahr wieder eingestellt wurde.

1934 trat Ostermann der NSDAP bei, der er bis zu seinem Tode 1936 angehörte. Dadurch sicherte er sich nach der Gleichschaltung der Unterhaltungsindustrie Auftritte bei den Freizeit- und Vergnügungsreisen der NS-Organisation KdF. Der Anekdote nach kommentierte er seine Parteizugehörigkeit gegenüber einem jüdischen Bekannten, der ihn auf sein Parteiabzeichen ansprach: „Wat? Do jetz och?“ („Wie? Du jetzt auch?“) mit den Worten „Jo, sull ich mer dann wäje dir do ene Matzen ahnsteche?“ („Ja, soll ich mir denn deinetwegen dort eine Matze anstecken?“)

Krankheit und Tod

In den 30er Jahren war Willi Ostermann wieder zu zahlreichen Gastspielen unterwegs; sein letztes gab er 1936 in Bad Neuenahr, wo er den Auftritt verkürzen musste. Direkt danach wurde er in eine Kölner Klinik eingeliefert. Nach einer schweren Magenoperation lag er noch zwei Monate im Krankenhaus und schrieb dort sein letztes Lied Heimweh nach Köln, besser bekannt unter der Liedzeile Ich mööch zo Foß noh Kölle gonn (Ich möchte zu Fuß nach Köln gehen).

Am 6. August 1936 starb Ostermann im Krankenhaus. Bei seiner Beisetzung am 10. August säumten Zehntausende den Trauerzug vom Neumarkt bis zum Melaten-Friedhof an der Aachener Straße. In einem der Nachrufe am offenen Grab trug sein Freund, der Karnevalist Thomas Liessem zum ersten Mal den Refrain des letzten Ostermann-Liedes vor. Es sollte nach seinem Tod zu einem seiner bekanntesten, typisch melancholisch-kölschen Stimmungsliedern werden:

Wenn ich su an ming Heimat denke
un sin d’r Dom su vör mir ston,
mööch ich direk op Heim an schwenke,
ich mööch zo Foß no Kölle gon.[2]

Dieses Lied gilt als eine inoffizielle Kölner Stadthymne.

Quelle: wikipedia.org
Bild: Grabstein von Willi Ostermann auf dem Kölner Melaten-Friedhof @ Elke Wetzig (Elya)

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